10.Dezember 2025 / Aktuelle Forschungsergebnisse von Keine Patente auf Saatgut! zeigen, dass das Europäische Patentamt (EPA) im Jahr 2025 bereits rund 40 Patente im Bereich der konventionellen Züchtung erteilt hat. Sieben dieser Patente betreffen 145 konventionell gezüchtete Pflanzensorten. Die Patente sind in einer Datenbank der Industrie (PINTO) aufgeführt, die konventionell gezüchtete Pflanzensorten listet, die auf dem Markt sind und von Patenten betroffen sind. Im Gegensatz zu anderen Pflanzensorten dürfen diese Pflanzen ohne Lizenzvereinbarung nicht von anderen Zuchtunternehmen verwendet werden. Besonders bedrohlich ist, dass ein einziges Patent des Konzerns ChemChina/ Syngenta (EP2464213) schon 125 Maissorten betrifft.
Insgesamt sind in Europa bereits mehr als 1000 konventionell gezüchtete Pflanzensorten von Patenten betroffen. Patente auf konventionelle Züchtungen und natürlich vorkommende Gensequenzen sind ein gut dokumentiertes massives Problem, insbesondere für kleine und mittlere (KMU) Pflanzenzuchtbetriebe. Eine einzige Lizenz für den Zugang zu den patentierten Ressourcen kann leicht Kosten von mehr als 100.000 € verursachen. Darüber hinaus müssen Züchter*innen neue Abhängigkeiten von den Patentinhaber*innen akzeptieren. Auch eine aktuell von der Europäischen Kommission veröffentlichte Studie bestätigt die abschreckende Wirkung dieser Patente auf die traditionelle Pflanzenzüchtung.
Die meisten der sieben Patente betreffen natürlich vorkommende Genvarianten, die Resistenz gegen Pflanzenkrankheiten wie virale oder pilzliche Krankheitserreger bieten. Die Züchtung und Vermarktung neuer Pflanzensorten hängen aber vom Zugang zu genau diesen genetischen Ressourcen ab.
„Wenn Patente auf konventionelle Züchtungen und natürlich vorkommende Genvarianten nicht gestoppt werden, stehen viele Züchtungsbetriebe aufgrund hoher Kosten und rechtlicher Unsicherheiten vor dem Aus. Dies hätte nicht nur erhebliche Folgen für die Pflanzenzüchtung, sondern auch für die Landwirtschaft und die Lebensmittelproduktion. Wir alle würden dann von den Entscheidungen der Unternehmen abhängig werden, die die meisten Patente anmelden. Die EU muss diese Patente jetzt stoppen, um die Zukunft unserer Lebensmittel zu schützen“, sagt Johanna Eckhardt von Keine Patente auf Saatgut!.
Es wird erwartet, dass auch Patente auf Pflanzen, die aus neuer Gentechnik (NGT) gewonnen werden, zu diesem „Saatgut-Monopoly” beitragen werden. Daher hatte das EU-Parlament in der Diskussion über die künftige EU-Regulierung von NGT-Pflanzen vorgeschlagen, (zumindest) Patente auf klassische Pflanzenzüchtung und natürlich vorkommende Genvarianten zu verbieten. Im endgültigen Entwurfstext, der im Dezember 2025 ausgehandelt wurde, sind diese Forderungen nicht mehr enthalten.
Stattdessen will die Europäische Kommission das Ergebnis einer weiteren Expertengruppe abwarten. Effektive Maßnahmen sind nicht geplant, obwohl die Probleme für die traditionelle Züchtung zunehmen. Da in den Verhandlungen über die zukünftige Regulierung von NGT-Pflanzen keine wirkungsvolle Lösung für das Problem aufgenommen wurde, fordert Keine Patente auf Saatgut! die Abgeordneten des EU-Parlaments und die EU-Mitgliedsländer auf, dem vorliegenden Text nicht zuzustimmen. Die negativen Wirkungen von Patenten auf Saatgut sind schon lange bekannt und müssen jetzt gestoppt werden.
Kontakt
- Christoph Then, Sprecher für Keine Patente auf Saatgut!, info@no-patents-on-seeds.org, +49 151 54638040
- Johanna Eckhardt, Projektkoordination für Keine Patente auf Saatgut!, johanna.eckhardt@no-patents-on-seeds.org, +43 680 2126343
Weitere Informationen
- Der aktuelle Recherche-Bericht von Keine Patente auf Saatgut!: https://www.no-patents-on-seeds.org/de/7-Patente-Bericht
- Die Pinto-Datenbank: https://euroseeds.eu/pinto-patent-information-and-transparency-on-line/
- Die Studie der EU-Kommission: https://single-market-economy.ec.europa.eu/industry/strategy/intellectual-property/patent-protection-eu/protection-biotechnological-inventions_en?prefLang=de
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Grafik: Spinat & Mais / Clker-Free-Vector-Images / Pixabay, Tomate: Claudia Radig-Willy















