Internationaler Aufruf gegen Patente auf Saatgut
14. Juni 2018. Nach der Übernahme von Monsanto durch den deutschen Chemiekonzern Bayer fordern rund 40 Institutionen aus den Bereichen Pflanzenzucht, Landwirtschaft und Umwelt wirksame Maßnahmen, um die Patentierung der herkömmlichen Züchtung von Pflanzen und Tieren zu beenden. Das Europäische Patentamt (EPA) erteilt derartige Patente obwohl sich alle Institutionen der EU dagegen ausgesprochen hatten und 2017 neue Regeln für die Auslegung des Patentrechts erlassen wurden. Entsprechende Patente betreffen das Saatgut, die Pflanzen und die Ernte beziehungsweise daraus hergestellte Lebensmittel.
So hat das EPA jüngst mehrere Patente für die niederländische Firma ENZA Zaden erteilt, in denen Melonen, Trauben, Gurken, Soja, Zwiebeln, Tomaten und Kartoffeln beansprucht werden. Grundlage der Patente sind zufällige Veränderungen im Erbgut der Pflanzen. Diese sind aber nicht gentechnisch verändert. Ähnliche Patente wurden bereits zuvor auch für Bayer und Monsanto erteilt.
„Pflanzen und Tiere dürfen nicht länger als 'Produkte' patentiert werden. Lebewesen sind keine Erfindung der Industrie“, sagt Ruth Tippe, die seit vielen Jahren entsprechende Patentanträge recherchiert und dafür jüngst mit der Bayerischen Staatsmedaille für Umwelt ausgezeichnet wurde. „Letztlich profitieren nur die großen Konzerne von diesen Patenten, sie erlangen eine zunehmende Kontrolle über unsere Lebensgrundlagen.“
Durch die Übernahme des US-Konzerns durch Bayer wird „Baysanto“ zum weltweit größten Saatgutkonzern. Obwohl Teile des Geschäfts an BASF verkauft werden, kann der Konzern rund 25 Prozent des internationalen Saatguthandels kontrollieren. Der zweitgrößte 'Seed Giant', der US-Konzern DowDuPont hat einen Marktanteil von rund 20 Prozent. Der drittgrößte Konzern in diesem Bereich, Syngenta, der von ChemChina aufgekauft wurde, besitzt rund 10 Prozent. Damit kontrollieren nur drei Konzerne deutlich mehr als 50 Prozent des internationalen Handels mit Saatgut.
„Baysanto & Co beeinflussen maßgeblich, welche Pflanzen gezüchtet, angebaut und geerntet werden, was Saatgut kostet und wie unsere Lebensmittel in Zukunft produziert werden. Diese Marktmacht basiert zu großen Teilen auf einer stark steigenden Anzahl von Patenten, die Saatgut, Nutzpflanzen und die Ernte bis hin zum Lebensmittel umfassen“, sagt Katherine Dolan von Arche Noah, einer der unterzeichnenden Organisationen.
Um der zunehmenden Monopolisierung von Saatgut effektiv entgegen zu steuern, fordern die unterzeichnenden Organisationen konkrete Maßnahmen: Patente auf konventionelle Züchtung sollen ausnahmslos verboten werden. Patente im Bereich Gentechnik und Genome Editing müssen in ihrer Reichweite auf die jeweiligen technischen Verfahren begrenzt werden.
Hier finden Sie die Pressemeldung (14.Juni 2018) und den Baysanto-Aufruf als pdf-Dokument.
Organisationen, die den Baysanto-Aufruf unterzeichnen möchten, bitten wir eine Email an NO PATENTS ON SEEDS! zu schicken.
(Privatpersonen können den Aufruf nicht unterzeichnen.)
Christoph Then (info@no-patents-on-seeds.org)
Johanna Eckhardt (johanna.eckhardt@no-patents-on-seeds.org)
Hier finden Sie das Kontaktformular
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Unterzeichnende Organisationen (Liste wird laufend aktualisiert):
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
ARCHE NOAH - Gesellschaft zur Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt und ihre Entwicklung
Aseed Europe
Associação para a Cultura, o Desenvolvimento Sustentável e a Cidadania
Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall
Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM)
Bund Naturschutz
Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW)
Coordination gegen BAYER-Gefahren
Corporate Europe Observatory (CEO)
Danish Seed Savers (Frøsamlerne)
Die Freien Bäcker
FIAN
Frøsamlerne/Danish Seed Savers
GAIA-Environmental Action and Intervention Group
Gäa e.V.- Vereinigung ökologischer Landbau
Gen-ethisches Netzwerk (GeN)
Gesellschaft für ökologische Forschung (GOEF)
Getreidezüchtung Peter Kunz (GZPK)
IG Nachbau
IG Saatgut
Katholische Landvolkbewegung Deutschland (KLB)
Kein Patent auf Leben!
KLB Freiburg
Kleinbauern-Vereinigung (Schweiz)
Kultursaat
No Patents on Seeds!
open house e.V.
Pesticide Action Network UK (PAN UK)
Praktisk Økologi
ProSpecieRara
Public Eye
Sativa Rheinau AG
SWISSAID
Slow Food
Slow Food Deutschland
Slow Food Copenhagen
Slow Food Sjælland (Denmark)
Save our Seeds (SOS)
Plataforma Transgénicos Fora
Umweltinstitut München
Verband Katholisches Landvolk
Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN)
WeMove
Zivilcourage Miesbach
Zivilcourage Innviertel
Zukunftsstiftung Landwirtschaft (ZSL)